Die erste Tarifverhandlung für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie brachte kein Ergebnis. Die IG Metall fordert unter anderem 5,5 Prozent mehr Geld. Zahlreiche Textil-Beschäftigte unterstützten die Verhandlungen mit Aktionen.
Nach zwei Stunden wurde die erste Verhandlung für die 100 000 Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in Darmstadt ohne Ergebnis vertagt. Die IG Metall fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter sowie der Ausbildungsvergütungen um 5,5 Prozent. Die Arbeitgeber lehnen das ab.
Außerdem will die IG Metall den Tarifvertrag zur Altersteilzeit verlängern und verbessern: Die Arbeitgeber sollen die Altersteilzeit für mehr Beschäftigte möglich machen – und die Aufzahlung erhöhen, damit die Beschäftigten es sich auch leisten können, früher in den Altersausstieg überzugehen.
Aktiv in Darmstadt dabei: Beschäftigte des Autozulieferers Lear. Foto: Hanna Tekin
Begleitet wurde die Verhandlung von Beschäftigten des Autozulieferers Lear in Ginsheim-Gustavsburg, die vor dem Verhandlungslokal für die Forderungen der IG Metall demonstrierten. Bundesweit unterstützten Textil-Beschäftigte die Verhandlungen mit Solidaritätsaktionen in den Betrieben.
Arbeitgeber klagen über erhöhte Kosten
Die Arbeitgeber lehnten die Forderungen der IG Metall ab. Sie klagen über eine sich eintrübende Wirtschaft, steigende Kosten für Energie und Rohstoffe sowie über die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Die Verhandlungskommission der IG Metall zeigte anhand verschiedener Beispiele aus Betrieben auf, dass die Beschäftigten mehr verdient haben – und nicht für steigende Energie- und Rohstoffkosten verantwortlich gemacht werden können.
„Die Forderung ist fair, bezahlbar und zukunftsorientiert. Nur Marken zu finanzieren reicht nicht, man muss auch in die Menschen investieren“, meint Manfred Menningen, Verhandlungsführer der IG Metall. „Mit Blick auf die demografische Entwicklung in der Branche ist eine Erhöhung der Altersteilzeitquote zu verbesserten Bedingungen gerade für viele Beschäftigte unverzichtbar. Der Altersdurchschnitt ist in der Branche weiterhin hoch. Die Aufzahlung durch die Arbeitgeber muss erhöht werden, damit sich die Kolleginnen und Kollegen die Altersteilzeit auch leisten können.“
IG Metall will über Wahloption auf zusätzliche freie Tage sprechen
Die IG Metall will zudem Gespräche über eine Wahloption bei der Arbeitszeit erreichen: Statt Einkommenserhöhungen sollen Beschäftigte zusätzliche freie Tage nehmen können. Denn einerseits wird den Beschäftigten hohe Flexibilität am Arbeitsplatz abverlangt, andererseits verändern sich die Anforderungen an ihre Arbeitszeit, um Arbeit und Leben besser vereinbaren zu können. Daher will die IG Metall über mehr Freiräume und mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit sprechen.
Der derzeitige Tarifvertrag für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie läuft am 31. Januar 2019 aus. Dann endet auch die Friedenspflicht.
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