
Am Dienstag sind die Verhandlungen in der Stahl-Tarifrunde gestartet. Angesichts der schwierigen Lage sieht die IG Metall die Sozialpartner in der Verantwortung, schnell mit fairen Lösungen Beschäftigung, Reallöhne und Fachkräfte zu sichern. Die Arbeitgeber legten noch kein Angebot vor.
Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die nordwestdeutsche und ostdeutsche Stahlindustrie in Düsseldorf endete am Dienstag ohne Ergebnis. Die IG Metall hat angesichts der wirtschaftlichen Lage keine prozentuale Entgeltforderung aufgestellt, sondern fordert eine Garantie der Reallöhne und der Beschäftigung. Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt – jedoch erklärt, dass sie das in der zweiten Verhandlungsrunde tun wollen. Diese startet am Freitag im Nordwesten.
Zu Beginn der Verhandlung hat die IG Metall unterstrichen, dass sie sich der schwierigen Lage in der Stahlindustrie bewusst sei. Vor diesem Hintergrund habe man auf eine bezifferte Forderung verzichtet und stelle die Sicherung von Beschäftigung, Fachkräften und Reallöhnen in den Mittelpunkt.
„Als Sozialpartner sind wir gefordert, in dieser schwierigen Lage der Stahlindustrie unserer Verantwortung gerecht zu werden – Verantwortung für die Beschäftigten und Verantwortung für die Unternehmen“, erklärte Knut Giesler, Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall in NRW. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass Stahl auch weiterhin in Deutschland produziert wird und es in der Branche gute und sichere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte gibt.“
Giesler verwies darauf, dass die Beschäftigten der IG Metall einen großen Vertrauensvorschuss gegeben hätten, in dem sie eine unbezifferte Forderung unterstützten. Die Erwartung sei aber auch, dass sie am Ende nicht weniger Geld im Portemonnaie hätten. Darum brauche es mindestens die Reallohnsicherung. „Die Sozialpartner dürfen das Vertrauen der Menschen nicht verspielen. Es braucht einen fairen Ausgleich und für beide Seiten schnell gute Lösungen. Leider haben wir von den Arbeitgebern heute noch nichts dazu gehört, wie sie ihrer Verantwortung für schnelle und faire Lösungen gerecht werden wollen. Aber das haben sie für die zweite Verhandlung am Freitag angekündigt.“
Auch die Bundesregierung ist gefordert
Die IG Metall strebt einen schnellen Abschluss an, betonte Jan Otto, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen für die ostdeutsche Stahlindustrie, wo die zweite Verhandlungsrunde am 22. September startet. „Es ist bedauerlich, dass die Arbeitgeber in der ersten Runde noch kein Angebot vorgelegt haben. Wir begrüßen aber, dass sie dies für die zweite Runde angekündigt haben. Auch die Unternehmen sollten ein Interesse haben, Beschäftigung, Reallöhne und Fachkräfte zu sichern.
Otto sieht jedoch auch die Politik gefordert zu „liefern“: „Von der Bundesregierung erwarten wir einen schnell umgesetzten Industriestrompreis, um die Stahlunternehmen in Deutschland bei den Energiekosten zu entlasten. Und die Bundesregierung muss mit den Mitteln aus dem Sondervermögen kräftig in die Infrastruktur investieren – auch das hilft der heimischen Stahlindustrie.“
Die IG Metall verhandelt für rund 60.000 Beschäftigte in der nordwestdeutschen und 8.000 Beschäftigte in der ostdeutschen Stahlindustrie. Die Friedenspflicht endet am 30. September um 24 Uhr.
In der saarländischen Stahlindustrie starten die Tarifverhandlungen erst im November.
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*Foto: Thomas Range